Der
Buschberghof und seine jüngere Geschichte:
Die Landbauforschungsgesellschaft
Der (damals) 84 ha große Buschberghof liegt in der Gemarkung Fuhlenhagen,
an den südlichen Ausläufern des eiszeitlich geformten Ost-Holsteinischen
Hügellandes, nahe bei der Stadt Mölln und ca. 45 km östlich der
Stadt Hamburg. Er ist hervorgegangen aus dem Hof der Familie Loss in Fuhlenhagen.
Carl-August Loss war veranlaßt durch den Tod seines im Krieg gefallenen
Bruders vom Ingenieur zum Landwirt geworden, um den seit vielen Generationen
in der Familie Loss befindlichen Hof übernehmen zu können. Im Jahre
1953 kam Loss durch Freunde mit den Hinweisen Rudolf Steiners zu einer Neubelebung
der Landwirtschaft in Berührung und beschloß, den Hof auf die neue
Art der Bewirtschaftung umzustellen.
In den späten 50er und 60er Jahren gab es kaum noch Lohnarbeitskräfte.
Es wurde immer schwerer, die als richtig erkannte Idee zu verwirklichen. In
einem kleinen Kreis von Landwirten und interessierten Nicht-Landwirten entstand
damals die Frage, wie eine Landwirtschaft gestaltet werden müsste, die
einen entscheidenden Anteil an der Kultur der Zukunft haben könnte. Hier
wurde das Bild von einer Landwirtschaft auf freiem, nicht eigentumsgebundenen
Boden entwickelt, betrieben von einer Gruppe selbständiger Landwirte und
verbunden mit sozial-therapeutischen Aufgaben, die im Zusammenwirken von Landwirtschaft
und weiterverarbeitenden Betrieben gelöst werden können.
Carl-August Loss und seine Frau Heiloh entschlossen sich, ihren Hof für
diese Aufgabe zur Verfügung zu stellen. 1968 wurde als neuer Eigentumsträger
die Gemeinnützige Landbauforschungsgesellschaft Fuhlenhagen mbH durch Frau
Dr. Gisela Reuther, Herrn Dr. Nikolaus Remer, Herrn Eberhard Paech und Herrn
Martin Groh gegründet. Nach Überwindung vieler rechtlicher Schwierigkeiten,
im Verlaufe derer der Landwirtschaftssenat des Oberlandesgerichts in Schleswig
in einem Grundsatzbeschluß festgestellt hat, daß die Übertragung
des Hofes auf einen gemeinnützigen Träger keine ungesunde Verteilung
von Grund und Boden darstellt und daß die biologisch-dynamische Landwirtschaft
eine nach den Regeln der bäuerlichen Kunst arbeitende Methode sei, schenkten
die Eheleute Loss ihren Hof an die Landbauforschungsgesellschaft und verbanden
sich zu seiner Bewirtschaftung in freier Zusammenarbeit mit Trauger und Gisela
Groh. (Vgl. Landwirtschaft geht alle an!)
Heiloh Loss schildert die damalige Situation so: Angeregt durch Willi
Soltau und Karl von Hörsten und völlig überzeugt von Herrn Dr.
Remer, stellte mein Mann, Carl-August Loss, seinen 84 ha Betrieb im Jahre 1954
von heute auf morgen um. Das ist nun 38 Jahre her. Einen Markt oder auch nur
ein Interesse für Demeter-Produkte gab es in den 50er und 60er Jahren noch
nicht. Also wurde unsere Milch an die Meierei geliefert, das Getreide bekam
die Genossenschaft, Kälber, Rinder, Kühe und Schweine wurden an einen
Viehhändler verkauft, sogar die Eier holte ein Großhändler ab.
Gemüse, d.h. Erbsen, Bohnen oder Möhren, wurde großflächig
für eine Konservenfabrik angebaut, Kartoffeln nur für den eigenen
Bedarf und ab Mitte der 60er Jahre auch für einen Großhändler
für Demeter-Erzeugnisse in Hamburg.
Im November 1968 wurde die Gemeinnützige Landbauforschungsgesellschaft
Fuhlenhagen gegründet, d.h. mein Mann stiftete seinen unverschuldeten Hof
in die Gemeinnützigkeit, zusammen mit Trauger und Hans Martin Groh, die
ihren Hof verkauften und das Geld stifteten, mit dem eine Art Aussiedlerhof
inmitten der durch die Flurbereinigung zusammenhängenden Ländereien
gebaut wurde.
Es entstand ein großes Wohnhaus für zwei Familien und ein Kuhstall
mit einer Meierei. Es wurde mit Sozialtherapie angefangen,
und 1970 gliederte sich uns die Familie Lehmann an, Experten für den Gemüsebau.
Die drei Partner, Carl-August Loss, Trauger Groh und Christian Lehmann, pachteten
den landwirtschaftlichen Betrieb von der Landbauforschungsgesellschaft und fingen
an zu wirtschaften. Unser Anbauprogramm wurde neu gefaßt! Nicht nur Getreide,
Wiesen und Weiden, sondern viel Gemüse, Kartoffeln, und nicht nur Weizen
und Roggen, sondern Dinkel, Hirse und Buchweizen dazu. (Vgl. H. Loss)
Was sich heute so kurz dargestellt wiederfindet, konnte damals in seiner Tragweite
wohl gar nicht ermessen werden. Der Buschberghof kam in Trägerschaft der
Gemeinnützigen Landbauforschungsgesellschaft, der ersten Landbauforschungsgesellschaft
überhaupt. Es war somit der erste Hof, dessen Grund und Boden aus dem Warenverkehr
herausgenommen worden war. Der Hof konnte nun nicht mehr vererbt, beliehen,
verkauft oder gar verspekuliert werden. Ein Grundübel wurde beseitigt,
das heute immer stärker landwirtschaftliche Betriebe bedroht. Nämlich
dass ein immer größerer Kapitaleinsatz oft in Form von Bankkrediten
benötigt wird, um Landwirtschaft zu betreiben. Diese Kredite müssen
dann bei den Banken bedient werden, und zu allerletzt arbeitet der Bauer nur
noch, um die Bankzinsen zu bezahlen.
Damals ist von den beteiligten Menschen auf diesem Gebiet enorme Pionierarbeit
geleistet worden. Inzwischen sind nach diesem Modell weitere Landbauforschungsgesellschaften
gegründet worden, oder man hat andere Wege gefunden, um das Eigentum an
Grund und Boden zu neutralisieren.
Trauger Groh schreibt aus seiner Sicht 1985 allgemein zu den Landbauforschungsgesellschaften:
Einer gesunden Landwirtschaft wachsen in den Niedergangsprozessen unserer
Kultur und Zivilisation in Bezug auf Erziehung und Ausbildung und in Bezug auf
Therapie und Pflege gewaltige Aufgaben zu, die ergriffen werden müssen
und die ihrerseits auch die Landwirtschaft tragen können. Es entstanden
die Landbau-Forschungsgesellschaften in Fuhlenhagen, innerhalb der Bauckhöfe,
in Hasenmoor, in Bollingstedt, und in ähnlicher Form an anderen Plätzen.
Bei der Formgebung dieser Gesellschaften wirkten nun in wachsendem Maße
die Persönlichkeiten mit, die die anthroposophischen Bankinitiativen in
Bochum und anderswo begründet haben und die mit großem Interesse
sich mit der Höfeproblematik verbanden. Die Landbauforschungsgesellschaften
ermöglichten die Herausnahme des Bodens aus dem Warenverkehr, üben
neue Formen der Zusammenarbeit Selbständiger auf Höfen und damit die
Ablösung des Lohnverhältnisses und ermöglichen die Einrichtung
sozialer Dienstleistungen auf den Höfen. Unmittelbar betreiben sie landwirtschaftliche
Forschung innerhalb des Hofes. (Vgl. T. Groh, 1985.)
Die Einrichtung sozialer Dienstleistungen, wie Trauger Groh es formuliert, in
Fuhlenhagen die Schaffung von therapeutischen Wohngemeinschaften, begründet
durch Gisela Groh, ist ein weiteres Ergebnis der Gründung der Landbauforschungsgesellschaft.
Hierzu heißt es im Prospekt Therapeutische Wohngemeinschaften
Lebensraum für Hilfebedürftige: Die therapeutischen Wohngemeinschaften
haben sich die Aufgabe gestellt, verschiedenartig und mehrfach behinderten Menschen
ein gesichertes und erfülltes Leben zu ermöglichen. Durch die Lebensführung
wird die Behinderung in den Hintergrund gestellt, um Platz zu geben für
die Entfaltung individueller Qualitäten. Der Mensch als Ganzer wird geformt
und beansprucht unter Förderung jeweils besonders aber komplexer Eigenschaften
durch gezielt ausgewählte Tätigkeitsbereiche. Durch diese menschenformenden
Qualitäten der Arbeit wird dem Behinderten ein Umkreis an Erfahrungen gegeben,
der ihm eine gesicherte Bezugswelt aufbaut. Es geht ferner darum, eine Entscheidung
zu treffen, ob jugendliche Betreute in normale Lebens- und Arbeitsverhältnisse
geführt werden können, oder ihr Leben in sozial-therapeutischen Wohngemeinschaften
verbringen sollten.
Heute können ca. 23 junge Menschen in sechs unabhängig voneinander
geführten familiären Wohngemeinschaften betreut werden. Jede Familie
ist für sich in ihrem Lebensrhythmus auf verschiedene Beschäftigungsbereiche
wie Hauswirtschaft, Garten, Landwirtschaft und Handwerk abgestimmt.
Die Betreuten arbeiten in der Landwirtschaft und leisten dort nach ihren Kräften
wertvolle Arbeit, bei der sie wissen, in welchem Rahmen sie steht. Sie haben
ein Verhältnis zu den Produkten, die unter ihrer Mitarbeit entstehen, und
zu den Menschen, die diese Produkte verwenden. Es ist also ein Tun möglich,
dessen Sinn sie verstehen können, was in anderen Einrichtungen für
Behinderte nicht selbstverständlich ist.
Die sozialtherapeutische Arbeit war anfänglich mit größeren
Schwierigkeiten verbunden, da im Dorf die behinderten Menschen wenig anerkannt
waren.
Die Ziele der Gemeinnützigen Landbauforschungsgesellschaft lassen sich
folgendermaßen zusammenfassen: